Die Sage vom Riesenstein

Version A: In dem Helgenberge ist ein verwünschtes Schloss gewesen; bei diesem liegt der Riesenstein, der durch einen Riesen dahin geworfen ist. Er hat auch da gesessen und sieht man auch noch daselbst seine Fußstapfen.

Version B: In dem Städtchen Naumburg, an der waldeck’schen Grenze, bauten die Einwohner zum Lobe Gottes und zum Heil ihrer Seelen eine Kirche, denn es war bis dahin an dem Orte noch keine vorhanden gewesen. Auf einem Berge über Züschen aber saß der Teufel und sah ergrimmt das fromme Werk von Tage zu Tage wachsen. Endlich konnte er seiner Wut nicht mehr Grenzen setzen; er erfasste einen ungeheuren Felsblock und wollte ihn nach Naumburg hinschleudern; allein er blieb ihm im Ärmel hängen und fiel zwischen Züschen und Altendorf in das Feld nieder. Da ging der Böse hin, setze sich auf den Stein und weinte blutige Tränen vor Zorn über den missglückten Wurf. Der Felsblock liegt noch dort und ist unter dem Namen Riesenstein bekannt. Man sieht noch, wo der Teufel gesessen hat; auch zeigt man drei rote Flecken daran, welche von den blutigen Tränen herrühren.
____________________

*) Weidelsberg bei Naumburg; **) glitzert

Von dieser Volksüberlieferung (Sage) gibt es zwei Versionen, die Ludwig Curtze zusammengetragen und in seinem Buch „Volksüberlieferung aus dem Fürstenthum Waldeck“ (1860) veröffentlich hat.

Text aus: "Volksüberlieferungen aus dem Fürstenthum Waldeck" von Louis Curtze, erschienen im Verlag A. Speyer, Arolsen 1860