Undank ist der Welt Lohn
Es war einmal eine Schlange gewesen, die hatte unter einem Steine fest gesessen; da kommt ein Bauer daher. Zu diesem sagt die Schlange, wenn er ihr los helfe, dann solle er auch haben was der Welt Dank sei. Da hilft der Bauer der Schlange los. Jetzt fragt sie ihn, ob er auch wisse, was der Dank der Welt sei? Als der Bauer antwortete, das wisse er nicht, da sagt sie, sie müsse ihm jetzt den Hals umdrehen, das sei der Welt Dank. Nein, sagte da der Bauer, dann müssten sie doch erst einmal weiter hören, ob das der Welt Dank sei. Jetzt gehen sie nun weg. Da kommen sie bei einen alten Gaul. Der Bauer fragt den: „Warum stehst du da“? Der alte Gaul sagt, er habe seinem Herrn so treu gedient und nun käme der Schinder und wolle ihn tot stechen, das wäre der Welt Dank. Da sagt die Schlange, ob er nun höre, was der Welt Dank wäre? Der Bauer aber sagte, er sei damit noch nicht zufrieden, sie wollten noch einmal weiter hören, was der Welt Dank sei. Na, da gehen sie nun wieder weiter. Jetzt kommen sie bei einem alten Windhund, der an einen Baum gebunden ist. Der Bauer fragt wieder: „Warum stehst du da“? Da antwortet der Windhund, er habe seinem Herrn so treu gedient, und nun kommt er und will mich tot schießen. Das ist der Welt Dank! Aber auch hiermit will der Bauer noch nicht zufrieden sein. Er sagt zum dritten Male, sie wollten weitergehen und hören, was der Welt Dank sei. Sie disputieren sich, mach aber doch noch einen letzten Versuch. Da kommen sie bei einen Fuchs, der fragt, was sie vor hätten? Der Bauer sagt: „Das geht dich nichts an, du kannst mir doch nicht helfen“! Der Fuchs aber antwortet: „Wenn du mir ein Huhn gibst, will ich machen, dass euer Streit ein Ende nimmt“. Der Bauer verspricht es. „Nun, dann kommt mit, sagt der Fuchs, und zeigt mir, wo die Schlange gesessen hat“. Als sie nun an den Platz kommen, wo die Schlange gesessen hatte, sagt der Fuchs, sie solle sich doch gerade wieder so hinsetzten, wie sie gesessen habe. Als sie und wider so sitzt, da stülpt der Fuchs den Stein wieder so auf sie, dass sie fest sitzt und sagt zum Bauern, so habe ihr Streit ein Ende und nun wollten sie gehen und das Huhn holen. Da gehen sie nun und wollen das Huhn holen. Der Bauer steigt auf die Hühnerhort in seinem Hause, der Fuchs aber bleibt auf dem Hofe stehen. Auf einmal fangen die Hühner an zu flattern. Da kommt die Hausfrau und sagt für den Fuchs: „Was willst du Teufel kommen und mit die Hühner aus dem Hause holen“? Sie schlägt dem Fuchs das Kreuz ein. Da sagt der Fuchs: „Nun weiß ich doch auch, was der Welt Dank ist. Ich habe dir so getreu helfen wollen und nun kommt deine Frau und schlägt mir das Kreuz ein“!
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(Louis Curtze, "Volksüberlieferungen aus dem Fürstenthum Waldeck")